Die Konjunkturerwartungen sind gesunken
Das Schweizer Wirtschaftswachstum ist im ersten Quartal wieder abgeflaut. Auch für April zeigt das KOF-Konjunkturbarometer keine positive Veränderung. Marktbeobachter glauben, dass der Zenit im Konjunkturzyklus überschritten ist.
Gemäss aktuellen Einschätzungen von Ökonomen, etwa von der Bank Sarasin, liegt der Konjunkturzyklus hinter uns. Wir müssen uns also in den nächsten Monaten auf schwächere Makrodaten gefasst machen. Laut Sarasin ist das nicht nur in den USA der Fall, wo das Geschäftsklima den Zenit bereits im Februar erreicht habe, sondern auch in Europa, wo die Frühindikatoren für das zweite Halbjahr eine deutliche Wachstumsverlangsamung voraussagen würden. In den Schwellenländern habe sich das Wachstum bereits vorher verlangsamt, so dass hier früher ein Boden gefunden werden könne.
Schweizer Wirtschaftswachstum hat sich halbiert
Auch die Ökonomen von Credit Suisse erwarten, dass sich die Wirtschaftsdynamik im Laufe der kommenden sechs Monate von den aktuellen Niveaus aus abschwächen wird. Die neuesten Schweizer Konjunkturdaten scheinen diese Einschätzung zu belegen: Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) ist im 1. Quartal 2011 gegenüber dem 4. Quartal 2010 um 0,3% gewachsen. Im 4. Quartal hatte das Wachstum noch 0,8% betragen, ebenso im 3. Quartal 2010. Die Wachstumsdynamik hat sich somit mehr als halbiert. Positive Wachstumsimpulse gingen laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) von der Handelsbilanz und den Bauinvestitionen aus. Auf der Produktionsseite trugen insbesondere die Industrie und das Baugewerbe zum Wachstum bei. Auch der Export habe trotz starkem Franken kräftig zugelegt. Demgegenüber sei die Wertschöpfungsentwicklung im durch Finanzmarktdienstleistungen geprägten Sektor sowie im Bereich der öffentlichen Dienstleistungen bescheiden ausgefallen. Im Bereich Handel, Gastgewerbe, Verkehr und Nachrichtendienste sei die Wertschöpfung sogar rückläufig gewesen.
Konsumwachstum ist weiterhin solid
Etwas stabiler präsentiert sich das KOF-Konjunkturbarometer der ETH Zürich. Es weist für den April unveränderte Werte gegenüber dem Vormonat auf. Der UBS-Konsumindikator ist im April jedoch leicht gesunken. Wie die UBS erklärte, könne die Konsumentenstimmung durch die negative Berichterstattung über die Schuldenproblematik in Europa und die Katastrophe in Japan negativ beeinflusst worden sein. Fundamental schätzt UBS die Lage aber optimistisch ein: tiefe Zinsen, der boomende Arbeitsmarkt und der starke Franken, der importierte Konsumgüter verbillige, dürften für ein weiterhin solides Konsumwachstum sorgen. Konkret rechnet UBS dieses Jahr mit einem inflationsbereinigten Konsumwachstum von 1,6%.
Inflation, Zinsen und Schweizer Währung zeigen nach unten
Die Inflationserwartungen sind im Mai nach den starken Anstiegen in den Vormonaten gemäss Credit Suisse merklich gesunken. Auch der Aufwärtstrend bei den Zinserwartungen, der sich in den Vormonaten abgezeichnet habe, habe sich im Mai nicht fortgesetzt. Die Credit Suisse rechnet zudem damit, dass sich der Schweizer Franken gegenüber dem Euro, dem US-Dollar und dem Pfund etwas abwerten wird.
Lage an den Finanzmärkten bleibt stabil
Bis sich die Finanzmärkte auf das schwächere Wachstum eingestellt hätten, dürfe es aber noch eine Weile dauern, ist die Bank Sarasin überzeugt. Da die Veränderung der Erwartungen für die Finanzmärkte viel wichtiger sei als ein aktuell robustes Wachstumsniveau, falle das Makrobild als Unterstützung für Risikoanlagen vorläufig weg. Das soll heissen: Vorderhand weist sich die Lage an den Finanzmärkten stabil.