Pictet Wealth Management formuliert zehn Anlagetrends für die nächsten zehn Jahre
Pictet hat eine Top-down-Analyse zur strukturellen Dynamik der Weltwirtschaft im kommenden Jahrzehnt verfasst. Danach werden grosse Regierungen, steigende Inflation und Klimawandel die Renditeerwartungen beeinflussen.
Pictet Wealth Management präsentiert die 10. Ausgabe von «Horizonte», worin die Vermögensexperten innerhalb der nächsten 10 Jahre die ‘Rückkehr des starken Staates’ als übergreifenden Trend prognostizieren. Er soll den Ansatz der strategischen Asset-Allokation bestimmen. Höchste Nettorenditen erwarten sie an den Privatmärkten, bei Technologie sowie bei asiatischen Aktien. «Die Pandemie hat die Regierungen gezwungen einzugreifen, und die wirtschaftlichen und sozialen Freiheiten im Interesse der öffentlichen Gesundheit einzuschränken. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Regierungen weiterhin intervenieren werden, ist einer der wichtigsten Faktoren, die wir in den langfristigen Prognosen des diesjährigen Horizonte berücksichtigt haben», sagt Christophe Donay, Leiter Asset Allocation und Macro Research bei Pictet Wealth Management.
Diese 10 Trends und Themen werden die Investitionslandschaft prägen
Pictet Wealth Management identifiziert 10 Trends und Themen, welche die Investitionslandschaft der 53 untersuchten Anlageklassen prägen dürften.
Die Experten sind überzeugt, dass die Rückkehr von ‘Big Government’ die langfristigen Renditen belasten wird. Die wirtschaftlichen Umwälzungen der letzten vier Jahrzehnte hätten eine Reihe negativer externer Effekte hervorgebracht, die entweder durch positive Marktanreize oder durch staatliche Eingriffe bewältigt werden könnten, wobei die USA für Ersteres, China für Letzteres und Europa für die Mitte stünden.
Die grosse Divergenz, das Missverhältnis zwischen Schulden und Wirtschaftswachstum, ist nach Ansicht der Experten eine Quelle finanzieller Instabilität. Immer mehr Schulden würden verwendet, um immer weniger reales Wachstum zu erzeugen. Die Tragfähigkeit der Schulden sei daher ein zentrales Thema für langfristige Ergebnisse.
Derzeit reife eine Innovationswelle heran, die sich auf die Renditen auswirken werde, fahren die Experten fort. Die technologische Revolution habe das Reifestadium erreicht, und eine neue Innovationswelle könne noch ein paar Jahre auf sich warten lassen. Die Outperformance des Nasdaq gegenüber dem S&P 500 werde in den nächsten zehn Jahren wahrscheinlich zum Stillstand kommen. Die Experten erwarten, dass die Tech-Aktien im Nasdaq 100 eine reale Rendite von 4.9% erzielen werden.
Nach vier Jahrzehnten stetig sinkender Inflation ist Pictets zentrales Szenario der Übergang zu einem Regime höherer Inflation in den meisten Ländern. Hinter der plötzlichen Preisbeschleunigung, die Mitte 2020 aufgrund vorübergehender Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage eingesetzt habe, verberge sich eine tiefere strukturelle Dynamik, erklären die Experten. Dies mache eine Änderung des Inflationsregimes in den nächsten zehn Jahren durchaus möglich, wobei für die USA eine jährliche Inflation von 3% erwartet werde.
Klimawandel und Inflation sollten das reale Wirtschaftswachstum unterstützen. Die Experten gehen davon aus, dass die zur Bewältigung des Klimawandels erforderlichen Investitionen das langfristige Wachstum ankurbeln dürften. Die Lohnerhöhungen, die notwendig seien, um das Risiko zunehmender sozialer und politischer Instabilität unter Kontrolle zu bringen, würden eine wichtige Rolle spielen, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu bewältigen und das Wachstum zu erhalten. Die Experten erwarten im nächsten Jahrzehnt trotz der Rückkehr einer höheren Inflation weiterhin ein reales Wirtschaftswachstum.
Reale versus nominale Renditen: Nach Jahren mit sehr niedriger Inflation sei die Unterscheidung zwischen realen und nominalen Renditen praktisch verschwunden, so die Experten. Der Übergang zu einer höheren strukturellen Inflation werde indes wieder zu einem stärkeren Kontrast zwischen den Erwartungen für reale und nominale Renditen führen.
Die Experten erwarten zudem stark negative reale Renditen für Bargeld und Staatsanleihen. Die Rückkehr der Inflation stärkt das langjährige Argument der Experten, dass Bargeld eine Kapitalerosionsmaschine sei. Die gleiche Aussage gelte für Staatsanleihen.
Höhere Inflation dürfte die Attraktivität der kapitalgedeckten Vermögensallokation erhöhen, sagen die Experten. Der Schwerpunkt werde zunehmend auf Vermögensallokationen liegen, die sich auf Anlageklassen stützten, die das Kapital in realen Werten schützten. Realwerte würden diese Voraussetzungen erfüllen.
Private Debt und Inflation-Linked Bonds könnten die Diversifizierung optimieren, raten die Experten: Private Schuldverschreibungen und inflationsgebundene Anleihen würden ein integraler Bestandteil eines jeden Stiftungsansatzes (Endowment Style) sein, da sie die realen Erträge einer strategischen Vermögensallokation verbessern sollten.
Die Gestaltung einer angemessenen strategischen Vermögensallokation hänge von der richtigen Definition der Ziele der Anleger ab. Die Experten sind der Ansicht, dass ein stiftungsähnlicher Ansatz dem wirtschaftlichen und finanziellen Umfeld angemessen sei. Die zunehmende finanzielle Instabilität, die sich verändernde Inflation und die Notwendigkeit, die Allokation in reale Vermögenswerte zu erhöhen, erforderten eine sehr genaue Definition der Anlegerziele. Unter den verschiedenen Parametern, die zur Definition des Anlegerprofils herangezogen werden, bleibt für die Experten das Ziel der realen Rentabilität – neben dem Anlagehorizont und der Risikobereitschaft – von zentraler Bedeutung.
Quelle: Pictet Wealth Management Horizonte 2022