Liberty News - Wohneigentumspreise steigen trotz höherer Zinsen weiter an
Wer im 3. Quartal 2022 Wohneigentum erwerben wollte, musste noch tiefer als sonst in die Tasche greifen. Einfamilienhäuser kosteten verglichen zum Vorjahresquartal 5.6% und Stockwerkeigentum 7.6% mehr. Der Trend scheint ungebrochen.
Selbstgenutztes Wohneigentum ist so teuer wie nie zuvor: Wer im dritten Quartal ein Einfamilienhaus erwerben wollte, musste 1.4% mehr bezahlen als im Vorquartal. Eine Eigentumswohnung kostete gar 1.9% mehr als Wochen zuvor. Verglichen mit dem dritten Quartal 2021 kosten Einfamilienhäuser 5.6% und Stockwerkeigentum 7.6% mehr. Das zeigt der Raiffeisen Transaktionspreisindex. Er misst basierend auf Handänderungsdaten von Raiffeisen und des Swiss Real Estate Datapools die Preisentwicklung von selbstgenutztem Wohneigentum in der Schweiz. Und Francis Schwartz, Ökonom von Raiffeisen Schweiz weiss: «Die Nachfrage nach Wohneigentum hat sich aufgrund der Erwartung anhaltend höherer Finanzierungskosten etwas reduziert. Das Angebot bleibt aber derart knapp, dass der Nachfragerückgang von extrem hohem Niveau aus noch nicht stark genug ist, um die Preisdynamik im Eigenheimmarkt zu brechen.»
Finanzierungskosten haben sich seit Anfang Jahr mehr als verdoppelt
Diese Erkenntnisse teilen auch die Immobilienexperten der Credit Suisse und fassen diese im «Immobilienmonitor Schweiz 3. Quartal 2022» (vgl. PDF im Anhang) zusammen. Käufer von Wohneigentum bekommen die deutlich höhere Inflation unmittelbar in Form höherer Finanzierungskosten zu spüren. Dasselbe gilt für bestehende Eigentümer, sobald sie ihre Hypothek verlängern. Der Zinssatz 5-jähriger Fix-Hypotheken stieg seit Anfang Jahr von 1.23% auf zwischenzeitlich bis zu 2.89%. Nach einem kurzzeitigen Zwischentief erhöhte sich das Zinsniveau in der Folge bis Ende August wieder auf 2.69%. Damit haben sich die Finanzierungskosten seit Anfang Jahr mehr als verdoppelt.
Nachfrageüberhang nach Wohneigentum bleibt bestehen
Die höheren Finanzierungskosten spiegeln sich in einer sinkenden Nachfrage nach Wohneigentum wider: Die Zahl der Such-Abos ist seit Ende 2021 um 10% gesunken, und die Zahl der Transkationen lag im ersten Halbjahr 2022 um 8% tiefer als im Vorjahr. Trotz dieses Rückgangs wird Wohneigentum aber immer noch häufiger gesucht als vor der Covid-19-Pandemie. Der tieferen Nachfrage steht nach wie vor ein zu kleines Angebot gegenüber, und die Neubautätigkeit ist weiterhin rückläufig. Gemäss den Immobilienexperten der Credit Suisse bleibt der Nachfrageüberhang deshalb bestehen.
Einfamilienhäuser auf dem Land sind sehr beliebt
Die Aufschlüsselung der Preisentwicklung gemäss Raiffeisen Transaktionspreisindex auf Gemeindetypen zeigt, dass die Hauspreise innerhalb eines Jahres in ländlichen Gemeinden (+7.4%) sowie in Zentren (+6.8%) etwas stärker als in anderen Gemeindetypen gestiegen sind. Im Segment der Eigentumswohnungen verzeichneten touristische Gemeinden die stärksten Preisanstiege (+11.5%). Mit einem Anstieg von 6.5% legten die Stockwerkeigentumspreise in Zentrumsgemeinden am wenigsten zu.
Stockwerkeigentum in der Region Bern ist besonders gefragt
Einfamilienhäuser in der Region Ostschweiz (+13.0%) und der Region Innerschweiz (+8.8%) verzeichneten innerhalb eines Jahres die grössten Preisanstiege. Weniger stark stiegen die Preise hingegen in der Südschweiz (+0.9%) und in der Region Bern (+1.5%). Beim Stockwerkeigentum dagegen sind die Preise in der Region Bern (+12.3%) am stärksten gestiegen. Die Region Innerschweiz verzeichnete wiederum die geringsten Preisanstiege im Vorjahresvergleich (+5.4%).
Immobilienpreise dürften vorerst kaum zurückgehen
Die Immobilienexperten der Credit Suisse rechnen für die kommenden Quartale aufgrund der sinkenden Nachfrage mit einer deutlich geringeren Preisdynamik. Da die hohe Knappheit die Preise stützt, erwarten sie vorerst jedoch keine Preisrückgänge. Sollten die Zinsen weiter zulegen und die Nachfrage verstärkt zurückgehen, dürfte mittelfristig aber ein Preisrückgang einsetzen. Dasselbe gelte, wenn die Schweiz in eine länger andauernde Rezession abrutschen sollte. Das knappe Angebot an Wohneigentum würde in dieser Situation jedoch die Fallhöhe reduzieren.