Was sind Vorsorge-Apps und wie funktionieren sie? Welche Anbieter gibt es und welche Kosten können anfallen? Der Vergleichsdienst moneyland.ch liefert eine Übersicht über die verschiedenen Anbieter von Freizügigkeits- und 3a-Lösungen.
Digitale Vorsorge-Anbieter bieten ihren Vorsorgenehmern eine einfache digitale Verwaltung des Vorsorgevermögens an. Das geschieht je nach Anbieter über eine Smartphone-App und/oder über eine Web-App mit einer Desktop-Version. Damit bieten digitale Vorsorge-Anbieter eine Alternative zu klassischen Vorsorgefonds im Bereich der Freizügigkeit (2. Säule) und der Säule 3a. Die Vorsorgenehmer investieren damit meist in Fondslösungen die etwas kostengünstiger sind, wie ETFs und Indexfonds. Eine Beratung durch die Anbieter findet in der Regel nicht statt. Bei vielen Vorsorge-Apps kann man aber via Chat oder Telefon Fragen stellen.
Verwaltung läuft über die App
Vorsorgenehmer müssen nach dem Herunterladen und Öffnen der App in der Regel einige Fragen beantworten, woraufhin ihnen die App eine Anlagestrategie vorschlägt. Sie erhalten danach alle notwendigen Informationen und können den gewünschten Betrag auf das gewählte Konto einzahlen. Die gesamte Verwaltung läuft über die App.
Die einzelnen Apps bieten je nach Anbieter unterschiedliche Funktionen an. So kann man die Anlagestrategie definieren und wieder ändern, die Vorsorge-Lösungen über die entsprechenden Apps verwalten, Bestätigungen für die Steuerverwaltung als PDF herunterladen und die Vermögensentwicklung verfolgen.
Diese digitalen Anbieter offerieren Freizügigkeitslösungen
Derzeit bieten folgende Anbieter digitale Freizügigkeitslösungen an:
Descartes Vorsorge, finpension, freeme (Glarner Kantonalbank), Tellco und Viac.
Deren Angebote richten sich an Kunden, die ihr Pensionskassen-Kapital auf einem Freizügigkeitskonto deponieren müssen, weil sie nicht einer Pensionskasse angeschlossen sind.
Diese digitalen Anbieter offerieren Lösungen für die Säule 3a
Bei der Säule 3a handelt es sich um eine freiwillige, steuerbegünstigte Vorsorge. Derzeit bieten folgende Anbieter digitale Säule 3a-Lösungen an:
Descartes Vorsorge, Everon, finpension, frankly (Zürcher Kantonalbank), Gioia 3a (Graubündner Kantonalbank), Inyova, LibertyGreen, Pando (Swiss Life), Selma Finance, Tellco, True Wealth, Viac, Vontobel Volt und Yapeal Y3A (Vontobel.)
Mindesteinlagen braucht es selten
Ein Mindestbetrag wird von den wenigsten Anbietern vorgeschrieben; bei einzelnen beträgt er 100 Franken. Damit unterscheiden sich diese Anbieter von regulären digitalen Vermögensverwaltern, den Robo Advisors.
Gesetzlich festgelegte Maximalbeträge, die eingezahlt werden können, gelten allerdings für die Säule 3a: 2023 beispielsweise sind dies 7’056 Franken (2022: 6'883 Franken) für Personen, die bereits eine 2. Säule haben, respektive 35’280 Franken (2022: 34’416 Franken) für Personen ohne 2. Säule.
Wichtig sind die Pauschalgebühren und die Produktkosten
Bei Schweizer Vorsorge-Apps können verschiedene Kosten anfallen. Dazu gehören Pauschalgebühren, Produktkosten, Transaktionskosten, Börsenabgaben, Währungskosten, Spreadkosten, Stempelsteuern und Saldierungskosten, wie moneyland.ch zusammengetragen hat. Wesentlichen sind vor allem die Pauschalgebühren und die Produktkosten. Die anderen Kosten fallen bei den verschiedenen Anbietern entweder gleich hoch oder verhältnismässig gering aus.
In den Pauschalgebühren sind in der Regel Depotkosten und allgemeine Verwaltungskosten enthalten – zumeist aber keine Produktgebühren, die sogenannte Total Expense Ratio (TER). Die Pauschalgebühren für ein Aktienportfolio variieren je nach Anbieter zwischen 0% und 0.8% pro Jahr. Zu beachten sind auch allfällige Produktkosten. Diese umfassen vor allem die TER der Fonds. Die TER-Gebühren können je nach Angebot bis zu 0.78% pro Jahr zusätzlich zur Pauschalgebühr betragen.
Bei LibertyGreen beträgt die Pauschalgebühr für ihre 3a-Lösung pro Jahr 0.4%, und die Produktkosten pro Jahr (TER) sind inklusive. Die Totalkosten betragen also 0.4%.
Digitale Lösungen sind in der Regel günstiger als klassische Vorsorgefonds. Ausserdem kommen bei Vorsorgefonds nicht selten noch Ausgabe-, Rücknahme- und Depotgebühren hinzu, welche bei digitalen Vorsorgelösungen meistens in der Pauschalgebühr inbegriffen sind. Beispiel: Portfolios mit hohem Aktienanteil gibt es bei digitalen Anbietern schon ab 0.39% pro Jahr (inklusive Fondskosten). Klassische Vorsorgefonds mit hohem Aktienanteil gibt es in der Regel erst ab 1% pro Jahr.
Wertschriftenlösungen rentieren meist besser als ein Zinskonto
Wer ein Freizügigkeits- oder ein Säule 3a-Konto eröffnet, kann zumeist wählen zwischen einem gewöhnlichen Zinskonto oder einer Wertschriftenlösung. Beim Zinskonto erhält er auf dem eingezahlten Betrag einen jährlichen Zins, der bei der Säule 3a im Durchschnitt noch leicht höher ist als bei gewöhnlichen Spar- oder Freizügigkeitskonten. Die meisten Vorsorge-Apps bieten allerdings nur Wertschriftenlösungen an. Zinskonten empfehlen sich für Personen, die keine Wertschwankungsrisiken eingehen möchten, weil sie beispielsweise ihr Konto bald auflösen möchten. Langfristig performen Aktienlösungen in der Regel aber deutlich besser als Zinslösungen.
Welche Depotbank steckt hinter welcher Vorsorge-App?
Die verschiedenen Vorsorge-Anbieter arbeiten gemäss moneyland.ch mit folgenden Depotbanken zusammen:
Descartes Vorsorge mit Lienhardt & Partner Privatbank, finpension mit der Credit Suisse, frankly mit der Zürcher Kantonalbank, Inyova mit der Hypothekarbank Lenzburg, Selma Finance mit der VZ Bank, Viac mit der Credit Suisse, WIR Bank mit Vontobel, ebenso wie Volt 3a.
Wie gut ist die Performance von Vorsorge-Apps?
Die meisten digitalen Vorsorge-Apps sind erst seit Kurzem am Markt. Entsprechend schwierig ist ein Vergleich zu klassischen Vorsorgefonds. Generell ist die Performance von der Entwicklung der Märkte abhängig, die sich nicht voraussagen lässt. «Entscheidend sind möglichst tiefe Kosten», wie Benjamin Manz, Gründer und Geschäftsführer von moneyland.ch, erklärt.