Liberty News - Was bedeutet die erneute Senkung des SNB-Leitzinses auf 0%?

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins per 20. Juni 2025 um weitere 0.25 Prozentpunkte auf null gesenkt. Raiffeisen Chefökonom Fredy Hasenmaile erklärt, was der Entscheid für wirtschaftliche Auswirkungen hat.

Die Abwärtsrisiken für die Schweizer Wirtschaft haben sich aufgrund der aggressiven US-Handelspolitik und des stärkeren Frankens erhöht. Auch befindet sich die Schweizer Inflation auf einem sehr tiefen Niveau. Die Preise haben sich zuletzt abermals schwächer entwickelt als von der Nationalbank erwartet worden war. So hat sie die Geldpolitik nun erneut gelockert, um die Inflation mittelfristig im SNB-Zielband von 0%-2% zu halten.

Kehren schliesslich die Negativzinsen zurück?

Die SNB hat mit ihrer präventiven Politik vorgelegt und den Leitzins schnell auf 0% herabgesetzt. Die Hürde zur Wiedereinführung der Negativzinspolitik dürfte zwar etwas höher liegen, denn auch die SNB mag grundsätzlich keine Negativzinsen. Die Direktoriumsmitglieder zeigen sich aber generell bereit, bei Bedarf erneut auf das Instrument zurückzugreifen.

Wenn sich die negativen Konjunktureffekte der US-Strafzölle im Rahmen halten, und der Franken vor allem gegenüber dem Euro wie zuletzt stabil bleibt, sollten die Abwärtsrisiken für den Preisausblick jedoch auch ohne Negativzinsen abnehmen. «Wir sehen deshalb nicht zwangsläufig eine Rückkehr der Negativzinsen. Eine erneute Eskalation der Zollstreitigkeiten könnte jedoch, zusammen mit einer steigenden Frankennachfrage, den Handlungsdruck auf die Nationalbank nochmals erhöhen. Negativzinsen sind im labilen Umfeld also keineswegs auszuschliessen», sagt Fredy Hasenmaile, Chefökonom Raiffeisen Schweiz.

Was bedeutet der Zinsentscheid für die Hypothekarzinsen?

Mit der jüngsten Leitzinssenkung sinkt entsprechend auch der darüber gesteuerte Tagesgeldsatz SARON. Damit werden SARON-Hypotheken nochmals günstiger als die meisten Festhypotheken. «Da an den Zinsmärkten auf Jahressicht seit einiger Zeit leicht negative Zinsen vorweggenommen werden, haben sich die Finanzierungskonditionen für längerfristige Festhypotheken bereits vor dem Zinsentscheid auf tieferen Niveaus bewegt», erklärt Hasenmaile. Und er fährt fort: «Damit dürfte es, sogar bei einem leicht negativen Leitzins, am langen Ende nicht mehr viel Abwärtspotenzial geben. Und sollte die SNB ihren Lockerungszyklus beim aktuellen Niveau beenden, könnten die Festhypotheken im späteren Jahresverlauf sogar wieder etwas mehr kosten.»

Welchen Einfluss hat die Senkung auf den Wohnimmobilienmarkt?

Das tiefere Zinsniveau hat die Finanzierungsbedingungen für Wohneigentum bereits vor der jüngsten Senkung wieder wesentlicher attraktiver gemacht. «Die Zuversicht auf der Käuferseite dürfte mit den Nullzinsen nochmals zunehmen und die Nachfrage nach Wohnimmobilien beleben. Da auf der Angebotsseite unverändert Knappheit herrscht, sollte das Immobilienpreiswachstum dabei wieder mehr Fahrt aufnehmen», so Hasenmaile.

Welche Zinsbindung bietet sich bei einer Hypothek an?

Der Zinsvorteil von Festhypotheken gegenüber SARON-Finanzierungen hat sich mit den letzten SNB-Senkungen wieder umgekehrt. «Längerfristige Festhypotheken machen aber weiterhin Sinn, wenn man von einer fortlaufenden Konjunkturerholung und keinem zusätzlichen Zinssenkungsbedarf der Nationalbank und der anderen grossen Notenbanken ausgeht. Vor allem wenn man eine fixe Kalkulationsgrundlage bevorzugt, bietet sich eine mehrjährige Festhypothek an. Kürzere Laufzeiten sind hingegen vorteilhafter, wenn man von einer anhaltenden oder nochmals ausgeprägteren Konjunkturschwäche ausgeht, einhergehend mit nochmals tieferen Zinsen», rät Hasenmaile. Er sieht die Finanzierungskosten über die Laufzeiten hinweg derzeit grundsätzlich aber nicht stark voneinander abweichen.